Im Schlussbericht der Enquete-Kommission von 1975 zur Lage der deutschen Psychiatrie wurde die Situation wie folgt beschrieben: Wohnortferne, überfüllte und veraltete Großkliniken bieten menschenunwürdige Bedingungen für die Patienten. Eine Nachsorge ist kaum vorhanden, Versorgungslücken gibt es im ambulanten wie im teilstationären Bereich.
Mit der Idee, in Hamburg ein gemeindenahes sozialpsychiatrisches Zentrum zu gründen, arbeiteten bereits 1974 engagierte Kolleg_innen - unter ihnen Klaus Dörner, Ursula Ploog und Charlotte Köttgen - daran, die desolate Lage der Psychiatriepatient_innen zu verbessern. Um ihre Planungen zu konzentrieren, gründeten sie noch im gleichen Jahr die Hamburgische Gesellschaft für soziale Psychiatrie e.V. .
Das Gemeinde-Psychiatrische Zentrum Eimsbüttel wurde 1975 in den Gebäuden des ehemaligen Kinderkrankenhauses in der Hochallee eröffnet. Das sozialpsychiatrische Konzept machte das GPZE zu einem Modell für die Reform der Psychiatrie. Da es für das GPZE kein Vorbild gab, konnte kaum auf Erfahrungen zurückgegriffen werden. Entsprechend waren die ersten Jahre überwiegend von einem Geist des Machens geprägt. Auf der Basis der gemeinsamen Erfahrungen von Mitarbeiter_innen und Menschen, die wegen einer psychischen Erkrankung Unterstützung suchten, folgten Phasen der Reflektion und Reifung.
Es entstanden drei stationäre Wohngruppen mit jeweils 12 Plätzen und eine Tagesstätte mit 20 Plätzen. Von Anfang an wurde eine Kooperation mit einem Träger der beruflichen Rehabilitation angestrebt. Bis Ende 2014 war zunächst die Hamburger Werkstatt, später die Elbe Werkstätten Untermieter in der Hochallee und boten Menschen mit einer psychischen Erkrankung eine Wiedereingliederung in die Berufspraxis an.
Konzeptentwicklungen
Ab 1979 wurde für ehemalige Bewohner_innen der Wohngruppen eine ambulante Nachsorge angeboten. Hierzu wurde zunächst ein Ladenlokal in der Kottwitzstraße, später im Pinneberger Weg in Eimsbüttel angemietet. Aus der zusätzlich entstandenen Beratungsstelle in der Hochallee und der Nachsorge, gründete sich 1990 die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle „Treffpunkt Eidelstedt“. In Kombination mit der Kontaktstelle entwickelte sich das ambulante Betreute Wohnen in Eidelstedt mit anfangs 11, dann 19, später 25 Plätzen. Dieses ambulante Angebot wurde 2009 in einer Kooperation mit einem Wohnungsträger um 18 Plätze in ambulanten Wohngruppen in der Lohkampstraße in Eidelstedt erweitert.
2004 hat sich die Hamburgische Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V. dazu entschieden, ihre Einrichtungen in Eimsbüttel und Eilbek, sowie die beiden Suchtberatungsstellen (siehe auch „Unser Träger “) in zunächst vier, später drei gemeinnützigen GmbHs zu organisieren. 2005 entstand vor diesem Hintergrund die GPZE GmbH als Träger des Wohnheims und der Tagesstätte in der Hochallee und der ambulanten Angebote in Eidelstedt.
Die Angebote haben sich über die Jahre fachlich und strukturell immer weiterentwickelt und zum Teil wurde das Angebot moderat ausgebaut. Im Wohnheim in der Hochallee wurden die anfänglichen 40 Plätze auf 36 Plätze reduziert. Eine Wohngruppe hat zudem den Schwerpunkt, Menschen mit einer psychischen Erkrankung in Verbindung mit einer Suchterkrankung ein spezielles Angebot anzubieten. Ein therapeutisches übergreifendes Gruppenangebot steht zudem allen Menschen im Wohnhaus, in den Tagesstätten und inzwischen auch im ambulanten Bereich offen. Seit 2015 sind auch die letzten drei Doppelzimmer im Wohnhaus aufgelöst worden. Durch den Auszug der Werkstatt in der Hochallee entstand das Café Hoch 3 als ambulanter Treffpunkt in der Hochallee. Hier wird zudem weiterhin ein Beratungsangebot zur beruflichen Rehabilitation für psychisch kranke Menschen durch die Arinet GmbH vorgehalten.
Seit 2010 ist die GPZE GmbH zudem Mitgesellschafterin der Integrierten Versorgung im Hamburger Westen: der iv-hh west gmbh. Mit dem Angebot zur Krisenbegleitung mit einer 24-stündigen Erreichbarkeit an sieben Tagen in der Woche bis hin zur Möglichkeit der Übernachtung in sogenannten Krisenpensionen sollen psychisch erkrankten Menschen in akuten Krisen alternative Angebote zur klinischen Aufnahme gemacht werden.
Durch den Wandel in der Eingliederungshilfe und den Ansatz des Hamburger Kostenträgers die teilweise unterschiedlichen Finanzierungsformen in der ambulanten Sozialpsychiatrie in Hamburg seit 2013 aufzulösen, sind aus der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle sowie dem Betreuten Wohnen die Angebote der „Ambulanten Sozialpsychiatrie“ der GPZE GmbH mit den drei Begegnungsstätten in der Pinneberger Chaussee 64, der Lohkampstraße 35 und in der Hochallee (Café Hoch 3) entstanden. Mittlerweile werden über 100 Menschen mit einer psychischen Erkrankung ambulant im eigenen Wohnraum betreut. Dazu kommen viele Menschen, die die sogenannten „niedrigschwelligen Beratungsangebote“ in den Begegnungsstätten nutzen.
Ein Ziel der Angebote der GPZE GmbH ist es, psychisch kranken Menschen ein verlässliches Beziehungs- und Betreuungsangebot in den verschiedenen Settings zu gewährleisten und dadurch einen entsprechenden Beitrag zur Teilhabe und Genesung zu bieten. Neben einem sehr personenbezogenen Ansatz gewährleisten die unterschiedlichen Formen der Hilfeerbringung wie stationäres Wohnheim, Tagesstätte, ambulante Wohngruppen und ambulante Betreuung im eigenen Wohnraum sowie die Kontakt- und Beratungsangebote in den Begegnungsstätten, dass gerade dieser individuelle Ansatz eine verlässliche Form vorfindet.
Helmut Krüger, Hamburg im Februar 2018
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